KÁVÉHÁZ 14




Sitzung des

Caffè Greco

anläßlich der 14.Jahrestagung
der
literarischen Gesellschaft
für antikes Lustempfinden
während der Sarturnalien


Des fruchtbringenden Kaffeehauses

gehüteter Erzschrein


öffnet sich

allen moussierenden Gemütern,
Krautböppeln und Tatterbutzen,
Deutschrömern und Gondolieren,

den opferfrohen citoyens
wie den Kirchenvätern der Anarchie



zur Vollendung des Regenbogens

oder auch

zur sanften Dauertrance
in einer Antikensammlung
stets verbleichender Moderne


Es verschließt sich

gemästeten Erzengeln
erloschenen Gesichtern,
analfixierten Pedanten,
blachstirnigen Cavillarden

und schlauchdösigen buckaroos,
die auf Bügeln in ihren Schränken hängen,


aber auch

der katholischen Kollektivaufsicht
badischer Kleinstädte
nebst deren Hirnverknotung

- a bizzeffe.






Der Hagestolz




oder









... und sich als Hagestolz allein zum Grab zu schleifen,
das hat noch keinem wohlgetan.

(Goethe)

I




(Platon - Gesetze 720e - 721c)


II



(Platon - Gesetze 774 a und b)


III



(Plutarch - Lykurg 15)


IV



(Athenaeus - Deipnosophistae 555c, d)


V


VALER Kommen Sie, Lelio, kommen Sie;
helfen Sie mir meinen Vater erbitten,
dass er meinem Glück nicht länger hinderlich ist.
WUMSHÄTER Kommen Sie, Herr Lelio, kommen Sie! Mein Sohn hat
wieder sinen Anfall von Heiraten bekommen. Helfen sie mir ihn doch
zu rechte zu bringen.
LELIO O! so schämen Sie sich einmal, Vater, und machen der Vernunft
Platz. Sie haben es ja oft genug von Ihrem Herrn Vater gehört, dass das
Heiraten eine lächerliche und unsinnige Handlung ist. Ich dächte, Sie
sollten einmal überzeugt sein. Einem Manne, der es mit drei Weibern
versucht hat, kann man es doch wohl endlich glauben, dass die Weiber
insgesamt - insgesamt Weiber sind.
VALER Sind Sie so auf meiner Seite? Ihre Schwester wird Ihnen sehr
verbunden sein.
LELIO Ich bin mehr auf Ihrer Seite, als Sie glauben: und meine
Schwester würde selbst nicht anders reden, wenn sie zugegen wäre.
WUMSHÄTER Ja, das sollte ich auch meinen. Denn wenn es wahr ist,
dass die Frauenzimmer noch so etwas, der Vernunft Ähnliches, besitzen,
so müssen sie notwendigerweise von ihrer eigenen Abscheulichkeit
überzeugt sein. Sie ist so sonnenklar; und nur Du kannst sie nicht sehen,
weil Dir die Liebe die Augen zuhält.

(Lessing - Der Misogyn, 3. Auftritt)


VI



(Plutarch - Lysander, 30, 7)


VII



((Plutarch - Agesilaos))


VIII

Wellichs du tust das wirt dich reuen
Wann nymstu ein weyb so bistu allezeyt
in sorge und angsten In stetem kriege mit
dem weybe mit der schwiger mit iren freûntten
mit auffhebung des heiratsguts In verdechtlichkeit
mit anndern mennern und in ungewisheit der kinder.
Bleibest du aber on weybe so wirt dich bekûmmern und
peinige allein on weyblich lieb und troste zulebe der kind berawt zu sein
unttergangk deines geschlechts und eines fremde ungewisen erbens zu wartten.

(Albrecht von Eyb - Ob einem manne sey zunemen
ein eelich weyb oder nit, 1472)



IX

welher ain hagestoltz ist, er sy wyb oder man,
wen der abgät, so ist das varend guot
gevallen dem gotzhus

(Schweizerische Quelle des 13. Jhdts. - Schr. d.
Vereins f. Gesch. d. Bodensees, 13 (1884) 89)



X

Theil II, Titel XIX, § 19
Auf den Nachlaß solcher Mannspersonen, welche nach zurückgelegtem
vierzigstem Jahr sterben, ohne jemals verheirathet gewesen zu seyn, hat
die Armencasse des Ortes ein Erbrecht.

(Allgemeines Gesetzbuch
für die preußischen Staaten von 1791)



XI

Soudain, il cria, d'une voix terrible: "Madame Mélanie,
restez! Je ne veux pas mourir seul!" Sa main droite, se crispant sur le
montant du lit avec une force de gorille, le tordit comme une corde, et
il retomba sur l'oreiller, en faisant une grande expiration.

(Henry de Montherlant - Les Célibataires, X)





Das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige
und kurzbeinige Geschlecht das schöne zu nennen,
konnte nur der vom Geschlechtstrieb
umnebelte männliche Intellekt.

(Schopenhauer - Über die Weiber)



Zustupf
zur Etymologie -


ahd. hagustalt 'Hagbesitzer',
got. gastaldan 'erwerben, bekommen',
ae. stealdan 'besitzen';
Bezeichnung für den Besitzer eines eingefriedeten
Grundstücks, das zu klein war, um auf ihm einen
eigenen Herd, Haushalt oder Hof zu halten.


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