Umschrift
1 (A) pr[i]yadas[i]1 l[ā]jā māgadhe saṁghaṁ abhivāde[tu]naṁ āhā ap[ā]bādhataṁ ca phāsu-vihālataṁ cā
2 (B) vidite v[e] bhaṁte āvatake h[a]mā budhasi dhaṁmasi saṁghasi ti gālave caṁ prasāde2 ca (C) e keci3 bhaṁte
3. bhagavatā budhe[na] bhāsite sarve4 se subhāsite vā (D) e cu kho bhaṁte hamiyāye diseyā hevaṁ sadhaṁme
4. cil[a-ṭhi]tīke hosatī ti alahāmi hakaṁ ta[ṁ] v[ā]tave (E) imāni bhaṁt[edha]ṁma-paliyāyāni vinaya-samukase
5. aliya-vasāni anāgata-bhayāṇi muni-gāthā moneya-sūte upatisa-pasine e cā lāghulo-
6. vāde musā-vādaṁ adhigicya bhagavatā budhena bhāsite etāni bhaṁte dhaṁma-paliyāyāni ichāmi
7. kiṁti bahuke bhikhu-[p]āye cā bhikhuniye5 c[ā] abhikhinaṁ sun[e]yu6 cā upadhāl[a]yeyu7 cā
8. (F) hevaṁmevā upāsakā c[ā] upāsikā cā (G) eteni8 bhaṁte imaṁ likhā[pa]yāmi abhipretaṁ me jānaṁtu9 ti
1piya° |
2pasāde |
3keṁchi |
4save |
5bhakhuniye |
6sunayu |
7upādhālayeyu |
8für: etenā |
9ma jānaṁta |
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Übersetzung
(A) Priyadarśin, König von Magadha, hofft (sagt), nachdem er den Saṁgha (die buddhistische Mönchsgemeinde) begrüßt hat, dass sie in guter Gesundheit sind und sich wohl befinden.
(B) Es ist euch bekannt, Ehrwürdige, welchermaßen mir die Verehrung für und der Glaube an Buddha, den Dharma (die buddhistische Lehre) (und) den Saṁgha ist.
(C) Was auch immer, Ehrwürdige, von dem erhabenen Buddha gesagt worden ist, das ist in der Tat wohl gesagt.
(D) Allerdings, Ehrwürdige, was sich mir wahrhaftig zeigen dürfte, (in den Worten der Schriften): "So wird der wahre Dharma von langer Dauer sein", das erlaube ich mir darzulegen.
(E) Dies sind, Ehrwürdige, (folgende) Erörterungen über den Dhama: der Vinaya-samukkassa (Lobpreisung der Disziplin)1,2, die Aliya-va[ṁ]sas (Genealogien der Edlen)3, die Anāgata-bhayas (Zukunftsängste)4, die Munigāthās (Strophen der Weisen)5, das Moneya-sūta (Abhandlung über ein heiligmäßiges Leben)6, Upatisa-pasina (Frage des Upatissa) und der
Lāghulovāda8, die vom erhabenen Buddha an Rāhula gerichtete Rede betreffs der Unwahrheit - ich wünsche, Ehrwürdige, dass die Mehrheit der Mönche und die Nonnen wiederholt diese Erörterungen über den Dharma häören und (über sie) nachdenken mögen.
(F) In gleicher Weise (mögen handeln) sowohl die männlichen als auch die weiblichen Laienanhänger.
(G) Dafür, Ehrwürdige, lasse ich dies schreiben, auf dass sie meine Absicht erfahren mögen.
Anm. Es ist für Aśokas Haltung charakteristisch, dass sich all diese Stellen mit Fragen der praktischen Sittenlehre befassen. Nur die ethische Seite hatte für ihn Interesse. Die Dogmatik war ihm Nebensache. Fraglos wollte er bei aller Höflichkeit in der Anrede solchen Hinweisen auf das Wesentliche den spitzfindigen dogmatischen Streitereien der Mönche entgegentreten, mit denen gerade damals viel Kraft verschwendet wurde. (Wolfgang Schumacher: Die Edikte des Kaisers Aśoka. Vom Wachstum der inneren Werte. Konstanz: Curt Weller Verlag, 1948; S. 40, Fn. 24.)
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1 Die hier angeführten Stellen im Pāli-Kanon nachzuweisen, war das Bemühen einer Reihe von Forschern, die aber nicht in allen Punkten Einigkeit erzielen konnten. Bei den folgenden Deutungen folge ich Hermann Oldenberg.
2Kompendium des Vinaya = Pātimokkha.
3Aṅguttara-nikāya X, 20.
4Aṅguttara-nikāya V, 77-80.
5Suttanipāta, Verse 207-220.
6Aṅguttara-nikāya III, 120.
7Vinaya-Piṭaka, Mahāvagga, S. 40
8Majjhima-nikāya 61.
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