Das Gedicht von Rabindranath Tagore |
(Original) |
Umschrift |
Gott, in jedem Zeitalter hast Du immer wieder deinen Gesandten hinab geschickt
auf die mitleidlose Welt, sie sagten: "Verzeiht allen!", sie sagten: "Liebet - vertreibt das Gift des Bösen aus den Herzen". Ehrwürdig sind sie, gedenkenswert sind sie, dennoch weise ich sie heute in den schlechten Tagen von der Schwelle der Tür zurück, mit enttäuschtem Gruß. Denn ich habe gesehen, wie verborgene Gewalt im trügerischen Schatten der Nacht einen Hilflosen getötet hat. Denn ich habe gesehen, wie bei einem nicht wiedergutzumachenden Verbrechen eines Mächtigen der Richterspruch still in Einsamkeit weint. Denn ich habe gesehen, wie ein junger Knabe rennt, verrückt geworden, gequält von unsäglichem Schmerz, vergebens den Kopf gegen einen Stein schlagend, stirbt. Heute ist meine Kehle zugeschnürt, meine Flöte ohne Musik, die Schwärze der Neumondnacht hat meine Welt ausgelöscht, in den Abgrund eines Alptraums gestürzt. Daher frage ich dich mit Tränen in der Augen - die deine Luft vergiftet, deine Lichter löschen, hast du ihrer verziehen, hast du sie geliebt? |
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