Aus der Vita Antonii des Athanasios
(Koptische Fassung - ausgewählt von
der Referentin Prof. Dr. Dr. Claudia Nauerth)










Athanasius Alexandrinus, S. Antonii vita, versio sahidica
(Text auf Lateinisch)

ed.G.Garitte, Parisiis, MDCCCCXLIX
Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium
Scriptores Coptici, series quarta, Tomus 1


8. Sic ergo armatus Antonius ad seplucra longe a vico sita se con-
tulit, ibique remansit, cuidam praecepto dato ut panem sibi multorum
dierum intervallo afferret. ipse vero unum e spulcris ingressus est
et solus remansit monachus, clausa ianua.

11. Postero die exivit laetans et Deo serviens ad senem illum prio-
ren nonachum, eumque rogavit ut cum eo iret et una Deo in deserto
servierent. Ille autem abnuit propter aetatem, et dicens talem sibi
numquam fuisse consuetudinem. Ipse vero statim ad montem contendit.

14. Viginti autem prope annos perfecit ita se solus exercitans, ne-
que ipse egressus, nec saepe ab aliquo visus ... Multis quoque per-
suasit ut monasticam vitam eligere vellent, atque ita facta sunt mo-
nasteria quae sunt in montibus, et desertum repletum est monachis,
et ibi habitaverunt, e domiciliis suis egressi et in caelorum civi-
tatem conscripti.

15.---- ita ut multa fierent monasteria, et ipse his omnibus prae-
cesset ut pater bonus.

41.... Pulsavit aliquando ianuam monasterii, et egressus aliquem
vidi nigrum et altissimum; eum interrogavi: Quis es? Respondit: Ego
sum Satanas; dixi ei: Et quid hic facis? Tum ille: Cur monachi et
christiani me accusant, cur mihi semper maledicunt?... Ego enim dei:
ceps nullum iam habeo locum, nullum telum, nullam urbem; christiani
ubique facti sunt; desertum repletum est monachis; se ipsi observent,
nec mihi frustra maledicant....

44. ... Et montes repleti sunt sanctis monachis, quasi Dei taberna-
culis, psallentibus, ieiunantibus, orantibus, laborantibus, eleemo-
synas facientibus, caritatem et concordiam in invicem habentibus...

45. Antonius vero, secundum consuetudinem suam, solus secedebat in
monasterio, cotidie in ascesi persecerans.
47. Postquam autem cessavit persecutio, et martyr factus est beatus
episcopus Petrus, ad monasterium suum emigravit, et ibi cotidie in
conscientia sua secedebat.

48. ... quidam Martinus nomine, qui princeps in militibus erat, An-
tonio molestus erat; filiam enim habebat a malo daemone molestatam.
Postquam autem diu remanserat pulsans, eum rogavit ut exiret et ad
Deum oraret propter filiam.

50. ... re secum deliberata, fratres se adeuntes rogavit ut sibi lig-
onem et securim et paulum frumenti afferent. Quae eum illi attulis-
sent, terram peragravit quae circa montem erat; modicum locum invenit
ad plantationem aptum, et eum optime coluit; in eo seminavit, et eum
ut volebat irrigavit; atque hoc quotannis faciens, modicum panem
suum sibi acquirebat gaudens quod nemini deinceps laborem inferret,
et maxime curans ne ulla in re iis oneri esset.

53. ... et stetit aliquis ad ianuam et plectram traxit cui operabatur
(sportas enim texebat, quas adeuntibus pro iis quae sibi afferebant dabat);

54. ... Gavisus est autem et ipse fratrum alacritatem videns;
atque sororem suam vidit in virginitate senuisse,
aliisque virginibus et ipsam praeesse.

67. Episcopo enim vel presbytero caput inclinare eum non pudebat;
diaconus autem quoque si eum adibat aliquando ut ab eo utilitatem
acciperet, de iis quidem quae isti utilia essent loquebatur....

68. Fidem autem eius admirabantur, quippe qui pius erat; cum Meleti
anis vero non communicavit, cognoscens malitiam eorum et apostasiam
nec (cum) Manichaeis, sed docebat eos solum ut ad pietaten converte-
rentur, admonens eos illorum amicitiam vel solum colloquium damnum ad
perniciem esse animae. Sic Arianorum haeresim ab ominabatur.

90. ... non consensit propter hanc rem maxime, quia Aegyptiis placet
corpora studiosorum mortuorum, maxime autem martyrum sanctorum fune-
re et involvere vestibus in terram vero non inhumare, sed in lecticu-
lis ponunt illa et apud se custodiunt, putantes in hoc defunctum ho-
norare, Antonius autem cum epsicopis locutus est, rogans eos propter
hanc rem ut populis de hoc praeciperent ...

92. ... Fratres vero, quemadmodum praeceperat eis, funerarunt corpus
eius et in terram absconderunt, neque quisquam hactenus novit ubi
inhumatum sit, nisi discipuli euis soli.



Übersetzung des lateinisches Textes
(Übersetzung des Protokollanten)


8. Derart also ausgestattet begab sich Antonius zu den weit vom Dorf entfern-
ten Grabstätten und verblieb dort. Er hatte jemanden beauftragt, ihm im
Abstand einer Reihe von Tagen Brot zu bringen. Er selbst betrat wahrlich
eine der Grabstätten und blieb dort als einzelner Mönch hinter geschlossener Tür.

11. Tags daraus ging er fröhlich und gottgefällig zu jenem greisen, angesehenen
Mönch und bat ihn, mit ihm gehen zu dürfen, damit sie zusammen Gott in
der Abgeschiedenheit dienten. Jener lehnte aber unter Verweis auf sein
Alter ab und meinte, eine solche Gewohnheit habe er bisher nie gepflegt.
Er selbst eilte indes sogleich in die Wüste.

14. Er verbrachte nahezu zwanzig Jahre auf diese Weise allein als Asket; weder
entfernte er sich, noch wurde er oft von jemandem gesehen. Er überredete
auch Viele das Mönchsleben zu wählen und so entstanden Klöster in der
Wüste und unbewohnte Gegend füllte sich wieder mit Mönchen, die hier
blieben, nachdem sie ihre Heimstätten hinter sich gelassen und in die
himmlische Gemeinde aufgenommen.

15. ... so daß viele Klöster entstanden und er selbst diesen voranging
wie ein guter Vater.

41. Es klopfte einmal an der Klostertür und als ich hinaustrat, sah ich eine
dunkle, sehr große Gestalt. Ich fragte: Wer bist du? Er antwortete: Ich bin
der Teufel. Ich sagte zu ihm: Und was machst du hier? Darauf meinte er:
Warum klagen mich die Mönche und Christen an, warum schmähen sie
mich immer? ... Ich habe demnächst keinen Ort, kein Ziel, keine Stadt;
überall gibt es jetzt Christen. Die früher unbewohnte Gegend ist voll von
Mönchen. Sie sollen sich selbst betrachten und mich nicht grundlos schmähen. ...

44. ... Und die Wüste ist gefüllt mit heiligen Mönchen, wie mit Gotteshäuschen,
Zitherspielern, Hungernden, Betenden, Arbeitenden, Barmherzigkeit
Ausübenden, einander Hochachtung und Eintracht Erweisenden ...

45. Antonius wahrlich, nach seiner Gewohnheit, zog sich im Kloster allein
zurück, in täglicher Askese.

47. Nachdem aber die Verfolgung zu Ende gegangen und der glückliche
Bischof Petrus zum Blutzeugen geworden war, begab er sich zu seinem
Kloster und sonderte sich täglich mit gutem Gewissen ab.

48. ... Ein gewisser Martin mit Namen, ein militärischer Führer, ward Antonius
lästig. Er hatte nämlich eine Tochter, die von einem Dämon heimgesucht
war. Nachdem er lange klopfend an der T+r gestanden hatte, forderte er ihn
auf, herauszutreten und wegen seiner Tochter zu Gott zu beten.

50. ... Nachdem er mit sich zu Rate gegangen war, bat er die Brüder, die zu ihm
kamen, ihm eine Hacke, ein Beil und ein wenig Getreide zu bringen. Dies
taten sie. Er durchstreifte die Gegend rundum, fand einen passenden
Platz, der sich für eine Anpflanzung eignete, und bearbeitete ihn intensiv.
Er säte und wässerte ihn nach Gutdünken. Da er dies jährlich tat, ver-
schaffte er sich angemessen Brot. Dabei freute er sich, daß er in der Folge
niemandem Arbeit aufbürdete. Und achtete sehr genau darauf, ihnen in
keiner Weise zur Last zu fallen.

53. ... und es stand jemand an der Tür zog am Schlegel, derweil er gerade
arbeitete (er flocht nämlich Körbe, die er den Besuchern für das gab, was
sie ihm brachten).

54. Aber er freute sich, als er selbst den Eifer der Brüder sah.
Er gewahrte auch seine Schwester, die jungfräulich gealtert war,
den anderen Jungfrauen zum Vorbild.

67. Der Haupt vor dem Bischof oder dem Presbyter zu neigen, scheute er sich
nicht. Auch der Diakon, wenn er ihn irgendwann besuchte, um etwas
Nützliches von ihm entgegen zu nehmen, redete von den Dingen, die für
ihn nützlich waren.

68. Aber sie bewunderten seinen Glauben, da er ja fromm war. Mit den
Meletianern freilich verkehrte er nicht, da er ihre Boshaftigkeit und ihren
Abfall vom Glauben kannte, auch nicht mit den Manichäern, sondern er
belehrte sie nur, sie sollten sich der Frömmigkeit zuwenden und mahnte
sie, Freudschaft zu ihnen, ja selbst nur ein Gespräch bringe Schaden und
Verderben für die Seele. So verabscheute er (auch) die Sekte der Arianer.

90. ... Daher war er nicht recht einverstanden, weil die Ägypter gerne die
Leichname der toten Anhänger, besonders aber die der heiligen
Blutzeugen beim Begräbnis in Gewänder hüllten und nicht in die Erde
versenkten. Sondern sie legen sie auf Totenbahren und bewachen sie bei
sich, da sie glauben, damit die Verstorbenen zu ehren. Antonius aber
sprach mit den Bischöfen und bat sie, deswegen dem Volk Anweisungen
hierzu zu erteilen.

92. Die Brüder nun bestatteten, nachdem er sie entsprechend angewiesen hatte,
seinen Leichnam und versenkten ihn in die Erde. Und niemand weiß
bis heute, wo er begraben wurde, außer seinen Schülern allein.




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