KÁVÉHÁZ 26




Sitzung des

Caffè Greco

anläßlich der 26.Jahrestagung
der
literarischen Gesellschaft
für antikes Lustempfinden
während der Sarturnalien


Des fruchtbringenden Kaffeehauses
gehüteter Erzschein


öffnet sich


Humanisten und Humoristen,
Tagträumern und Nachtschwärmern,
Sonis, dem Fichtenbeuger
und der Sau von Krommyon,

wie auch
diskreter Mathematik
und nervöser Mechanik

zum

regen Disput,
gräglichen Gemenkel
und jähen Erkenntnisgewinn.


Es verschließt sich

falschen Hasen und Gerüchtsvollziehern,
Wadenbeißern und Wickelschwanzaffen,
US-Präsidenten mit Sendungsbewußtsein
und eingefleischten Vegetariern

aber auch

dem geistigen Trampelpfad
und den lebenswierigen Irrfahrten


- up to a point !





Prometeus















'Ecce res magna,
habere imbecillitatem hominis,
securitatem Dei.'

(Seneca (4 v.Chr. - 65 n.Chr.)
- Ad Lucilium Epistulae morales, 53, 12)





I



(Hesiod (~740 - ~670) - Theogonie,
567-570 und 613-616)



II



(Hesiod - Werke und Tage, 53 - 58)


III



(Aischylos (525 - 456)
- Der gefesselte Prometheus, 999-1006)



IV



(Platon (427 - 347) - Protagoras 321b ff)


V

...
terra feras cepit, volucres agitabilis aer

Sanctius his animal mentisque capacius altae
deerat adhuc et quod dominari in cetera posset.
Natus homo est, sive hunc divino semine fecit
ille opifex rerum, mundi melioris origo.
Sive recens tellus seductaque nuper ab alto
aethere cognati retinebat semina caeli;
quam satus Iapeto mixtam pluvialibus undis
finxit in effigiem moderantum cuncta deorum.
Pronaque cum spectent animalia cetera terram,
os homini sublime dedit, caelumque videre
iussit et erectos ad sidera tollere vultus.
Sic, modo, quae fuerat rudis et sine imagine, tellus
induit ignotas hominum conversa figuras.

(Ovid (43 v.Chr. - 17 n.Chr.) - Metamorphosen I, 75 - 88)


VI



(Babrios (2. Jhdt.) - Mythjamben 66)


VII




(Lukian (120 - 180)
Göttergespräche - Prometheus und Zeus (Ende))



VIII

.. ante omnia videndum puto quis fuerit
Prometheus iste. Qui quidem duplex est, sicut duplex est
homo qui producitur. Primus autem Deus verus
et omnipotens est, qui primus hominem ex limo terre
composuit, ut Prometheum fecisse fingunt,
seu natura rerum, que ad instar primi reliquos
etiam ex terra producit, sed alia arte quam Deus.
Secundus est ipse Prometheus, de quo ante quam
aliam scribamus allegoriam, secundum simplicem
sensum, quis fuerit videndum est.

(Boccaccio (1313 - 1375)
- Genealogia deorum, 4. Buch, 44. Kapitel)



IX

'Nec certam sedem nec nec prodpriam faciem nec munus
ullum peculiare tibi dedimus, o Adam, ut, quam sedem,
quam faciem, quae munera tute optaveris, ea pro voto,
pro tua sententia habeas et possideas. Definita ceteris
natura intra praescriptas a nobis leges coercetur. Tu nullis
angustiis coercitus pro tuo arbitrio, in cuius manu te posui,
tibi illam praefinies. Medium te mundi posui, ut circum-
spiceres inde commodius, quicquid est in mundo. Nec te
caelestem neque terrenum neque mortalem neque immor-
talem fecimus, ut tui ipsius quasi arbitrarius honorariusque
plastes et fictor, in quam malueris tu te formam effingas.
... '

Sed quorsum haec ? Ut intellegamus, postquam hac nati
sumus condicione, ut id simus, quod esse volumus, ... .

Pico della Mirandola (1463 - 1494)
- De hominis dignitate)



X

Io, che nacqui dal Senno e di Sofia,
sagace amante del ben, vero e bello,
il mondo vaneggiante a sé rubello
richiamo al latte della madre mia.

Essa mi nutre, al suo marito pia;
e mi trasfonde seco, agile e snello,
dentro ogni tutto, ed antico e novello,
perché conoscitor e fabbro io sia.

Se tutto il mono è come casa nostra,
fuggite, amici, le seconde scuole,
ch'un dito, un grano ed un detal vel mostra.
Se avanzano le cose le parole,
doglia, superbia e l'ignoranza vostra
stemprate al fuoco ch'io rubbai dal sole.

(Tommaso Campanella (1568 - 1639) - Proemio)


XI

Ich, entsprossen von Euch, Verstand und ewige Weisheit,
Ich, ein liebender Forscher des Wahren, Guten und Schönen,
Rufe die aberwitzige Welt, die im Kampfe mit sich ist,
Rufe sie freundlich zurück zur Milch der Mutter. Die nährte
Treu mich ihrem Gemahl. Sie goß mich, schnell wie sie selbst ist,
Ein in alle Gestalten, ihr Überschauer und Künstler.
Ist das Ganze wie unsere Wohnung; o Freunde, so fliehet,
Flieht die zweiten Schulen ! Ein Punkt, eine Linie, ein Halm
Führt zum Unendlichen Euch. - Wenn Worten Dinge vorangehn,
Weit übertreffend sie; ach, so zerschmelze die stolze
Unwissenheit, die uns so viele Leiden gebracht hat,
Sie zerschmelz' an dem Feuer, das Ich dem Himmel entwandte.

(Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
- Prometheus aus seiner Kaukasushöhle,
nach Campanella)



XII

The only imaginary being resembling in any degree
Prometheus, is Satan; and Prometheus is, in my judgement,
a more poetical character than Satan, because, in addition
to courage, and majesty, and firm and patient opposition
to omnipotent force, he is susceptible of being described
as exempt from the taints of ambition, envy, revenge, and
a desire for personal aggrandizement, which, in the Hero
of Paradise Lost, interfere with the interest.

(Shelley (1792 - 1822)
Prometheus Unbound, Preface)



XIII

Mit einmal stand der Engel Gottes ihm zur Seite.
'Prometheus', grüßt er 'schmerzlich hab ich und empört
Das freche Lachen deiner Seele angehört,
Die sonder Zucht und Scham im Hochmutsüberschwall
Verachtung höhnt dem heiligen, gotterschaffnen All.
Darum gebiet ich dir, Prometheus, und befehle:
Weil ruchlos ist und eigengötzisch deine Seele,
Von spöttischer Hoffahrt geil, so trenne sich von ihr !
An ihrer Stelle ein Gewissen schenk ich dir,
Das nach der heiligen Vorschrift deine Taten leite
Und auf dem Pfad der Tugend streng voran die schreite.'

'Herr und Gebieter, Fürst des Himmels und der Erde',
Erwidert er mit untertäniger Gebärde,
'Sieh mich in schuldiger Ehrerbietung dir zu Füßen;
Gewährung aber kann ich deinem Wunsch nicht grüßen.
Wie ruchlos meine Seele sei (- dein Urteil sagt es;
Es anzuzweifeln, wer vermäße sichs, wer wagt es ?),
Mag ich sie gleichwohl nicht verstoßen; ihrer stillen,
Erbarmungskundigen, schönen Menschenaugen willen,
Die wärmer wärmen mit den keuschen Freundschaftflammen
Als alle andre Wärme in der Welt zusammen.
Der Seele bar, so sind mit Mut und Kraft verdorben,
Sind Erd und Himmel grau und ich bin ausgestorben'.

(Carl Spitteler (1845 - 1924)
- Prometheus der Dulder)



XIV

- Oiseau fidèle, lui dit-il, tu sembles souffrir - dis: qu' as-tu ?
-J'ai faim, dit l'aigle.
-Mange, dit Prométhée en découvrant son foie.
-L'oiseau mangea.
-Tu me fais mal, dit Prométhée.
Mais l'aigle ne dit rien d'autre ce jour-là.

Le lendemain, dès l'aube Prométhée souhaita son aigle;
il l'appela du fond de rougeurs de l'aurore, et, comme
le soleil paraissait, l'aigle vint. Il avait trois plumes de
plus. Prométhée sanglotait de tendresse.

(André Gide (1869 - 1951)
- Le Prométhée mal enchaîné)



XV

Es war ein Geier, der hackte in meine Füße.
Stiefel und Strümpfe hatte er schon aufgerissen,
nun hackte erschon in die Füße selbst. Immer schlug
er zu, flog dann unruhig mehrmals um mich und
setzte dann die Arbeit fort. Es kam ein Herr vorüber,
sah ein Weilchen zu und fragte dann, warum ich den
Geier dulde. 'Ich bin ja wehrlos', sagte ich, 'er kam und
fing zu hacken an, da wollte ich ihn natürlich wegtreiben,
versuchte ihn sogar zu würgen, aber ein solches Tier
hat große Kräfte, auch wollte er mir schon in's Gesicht
springen, da opferte ich lieber die Füße. Nun sind sie
fast zerrissen.' ' Daß Sie sich so quälen lassen', sagte
der Herr, 'ein Schuß und der Geier ist erledigt'. 'Ist das
so ?', fragte ich, 'und wollen Sie das besorgen ?' 'Gern'
sagte der Herr, 'ich muß nur nach Hause gehn und mein
Gewehr holen. Können Sie noch eine halbe Stunde
warten ?' 'Das weiß ich nicht', sagte ich und stand eine
Weile starr vor Schmerz, dann sagte ich: 'Bitte, versuchen
Sie es auf jeden Fall'. 'Gut', sagte der Herr, 'ich werde
mich beeilen'. Der Geier hatte während des Gesprächs
gut zugehört und die Blicke zwischen mir und dem Herrn
wandern lassen. Jetzt sah ich, daß er alles verstanden
hatte, er flog auf, weit beugte er sich zurück, um genügend
Schwung zu bekommen und stieß dann wie ein Speer-
werfer den Schnabel durch meinen Mund tief in mich.
Zurückfallend fühlte ich befreit, wie er in meinem
alle Tiefen füllenden, alle Ufer überfließenden Blut
unrettbar ertrank.

(Franz Kafka (1883 - 1924) - Der Geier)


I

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft
Auf Bergeshöhn:
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Götter !
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus noch ein,
kehrt ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Übermut ?
Wer rettet vom Tode mich,
Von Sklaverei ?
Hast Du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz ?
Und glühtest, jung und gtut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben ?

Ich dich ehren ? Wofür ?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen ?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten ?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine ?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blütenträume reiften ?

Hier sitz ich, forme Menschen
nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei:
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich !

(Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832))


II

Lieber Gott, nimm' es hin,
daß ich was Besondres bin
und gib ruhig einmal zu,
daß ich klüger bin als du;
drum preise künftig meinen Namen;
denn sonst setzt es etwas. Amen

(Robert Gernhardt (1938 - 2006))



ZUSTUPF

Fill the bumper fair !

Wouldst thou know what first
Made our souls inherit
This ennobling thirst
For wine's celestial spirit ?
It chanced upon the day,
When, as bards inform us,
Prometheus stole away
The living fires that warm us.

(Thomas Moore (1779 - 1852))


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